Letzte Aktualisierung am 27. Februar 2025 von Dr. Michael Zechmann-Khreis
Histamin ist ein biogenes Amin, das eine wichtige Rolle in verschiedenen Körperfunktionen spielt, insbesondere im Immunsystem, bei der Magensäureproduktion und als Neurotransmitter. In diesem Zusammenhang sind Medikamente von besonderem Interesse, da sie den Histaminspiegel beeinflussen oder die Histaminwirkung verstärken bzw. hemmen können und somit eine wechselseitige Wirkung möglich ist. Die Informationen dieses Artikels dienen lediglich der Information. Jeder Einnahme von Medikamenten muss immer mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin abgesprochen sein. Bitte verändern Sie niemals eigenständig Ihre Medikation. Bitte nehmen sie Medikamente nicht ohne ärztliche Konsultation ein.
Welche Medikamente beeinflussen den Histaminhaushalt?
Diese Auflistung bedeutet nicht, dass man diese Substanzen nicht nehmen soll. Man sollte aber die Möglichen Nebenwirkungen beachten und gegebenenfalls dagegen Maßnahmen ergreifen.
Histaminfreisetzende Medikamente

Einige Medikamente können direkt oder indirekt die Freisetzung von Histamin fördern. Dazu gehören:
- Schmerzmittel: Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), Ibuprofen, Diclofenac …
- Antibiotika: Einige Antibiotika, aber nicht alle
- Muskelrelaxantien: Insbesondere bei Narkose eingesetzte Mittel wie Atracurium
- Kontrastmittel: Röntgenkontrastmittel können bei empfindlichen Personen eine Histaminfreisetzung auslösen
Histaminabbau hemmende Medikamente
Der Körper baut Histamin hauptsächlich über die Enzyme Diaminoxidase (DAO), MAO und Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) ab. Einige Medikamente hemmen diese Enzyme und können so den Histaminspiegel erhöhen:
- MAO-Hemmer (Monoaminoxidase-Hemmer): Werden bei Depressionen eingesetzt und können den Histaminabbau verlangsamen.
- Antibiotika: Ein paar Antibiotika können die Aktivität der DAO reduzieren
- Verhütungsmittel mit Östrogen: Können die DAO-Aktivität verringern und somit den Histaminabbau beeinflussen.
Antihistaminika – Medikamente gegen Histaminwirkungen
Es gibt Medikamente, die gezielt die Wirkung von Histamin hemmen indem sie die Rezeptoren für Histamin blockieren. Diese werden als Antihistaminika bezeichnet und in zwei Hauptgruppen unterteilt:
H1-Antihistaminika
Diese blockieren die Histaminwirkung an H1-Rezeptoren und helfen z.B. bei Allergien und Heuschnupfen:
- Erste Generation: machen oft müde
- Zweite Generation: weniger müde machend
H2-Antihistaminika
Diese blockieren die H2-Rezeptoren im Magen und reduzieren so die Magensäureproduktion.
Tabelle mit verschiedenen Antihistaminika
H1 1. Gen. | H1 2. Gen. | H2 |
---|---|---|
Bamipin | Azelastin | Ranitidin (im Moment in der EU nicht zugelassen)1) |
Chlorphenoxamin | Bilastin | Famotidin |
Clemastin | Cetirizin | Nizatidin |
Dexchlorpheniramin | Desloratadin | Cimetidin (wird wegen zu starker Wechselwirkungen kaum noch eingesetzt) |
Dimetinden | Ebastin | |
Doxylamin | Fexofenadin | |
Diphenhydramin | Levocabastin | |
Emedastin | Levocetirizin | |
Hydroxyzin | Loratadin | |
Ketotifen | Mizolastin | |
Meclozin | Rupatadin | |
Promethazin | Terfenadin |
DAO-Präparate
Diese Präparate enthalten das Enzym Diaminoxidase, das Histamin im Darm abbaut. Sie werden in Kapselform eingenommen, idealerweise kurz vor histaminreichen Mahlzeiten. Mehr zu diesen produkten erfährst du im Bereich zur Therapie der HIT.
Was bedeutet das für Menschen mit Histaminintoleranz?
Menschen mit einer Histaminintoleranz sollten besonders auf Medikamente achten, die den Histaminabbau hemmen oder Histamin freisetzen. Es empfiehlt sich:
- Vor der Einnahme neuer Medikamente Rücksprache mit Arzt/Ärztin oder Apotheker*in zu halten.
- Alternativen zu histaminfreisetzenden Medikamenten mit Apotheker*innen und Arzt/Ärztinnen zu besprechen.
- Eine individuell abgestimmte Medikation zu finden, um Symptome zu minimieren.
- Die Einnahme von Antihistaminika in Betracht ziehen, vor allem wenn andere Medikamente Histamin freisetzen oder Enzyme blockieren.
Histamin spielt eine zentrale Rolle im Körper, kann jedoch durch bestimmte Medikamente beeinflusst werden. Während einige Medikamente die Histaminfreisetzung fördern oder dessen Abbau hemmen, können Antihistaminika gezielt gegen die Wirkung von Histamin eingesetzt werden. Wer empfindlich auf Histamin reagiert oder eine Histaminintoleranz hat, sollte sich über mögliche Wechselwirkungen informieren und immer ärztlichen Rat einholen.
Quellen
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). 02/21 Information der Institutionen und Behörden: BfArM: Ranitidinhaltige Arzneimittel: Befristetes Ruhen aller Zulassungen angeordnet – Update. ABDA (2024).
- Zechmann-Khreis, M. „Histaminintoleranz verstehen und meistern“, MZK Verlag, 2025 (in press)
- Jarisch, R.: „Histamin-Intoleranz, Histamin und Seekrankheit“, Thieme Verlag, 2004, ISBN 3-13-105382-8.