Letzte Aktualisierung am 4. März 2025 von Dr. Michael Zechmann-Khreis
Histamin ist ein wichtiger Botenstoff im Körper, der an vielen physiologischen Prozessen beteiligt ist. Er wird sowohl im Körper selbst gebildet als auch auch über die Nahrung aufgenommen. Eine ausgewogene Regulation von Histamin ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden. Histamin ist ein biogenes Amin, das eine zentrale Rolle in verschiedenen physiologischen Prozessen des Körpers spielt. Es ist der Namensgeber der Histaminintoleranz. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über Histamin und andere biogene Amine: Was sie im Körper machen, warum sie für unsere Gesundheit wichtig sind und wie sie reguliert und abgebaut werden.
Aminosäuren
Unser Körper benötigt Aminosäuren als Bausteine für viele lebenswichtige Verbindungen. Es gibt 20 verschiedene Aminosäuren (siehe Tabelle), von denen acht (die essenziellen Aminosäuren) über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Eine dieser Aminosäuren ist Histidin, aus dem das biogene Amin Histamin gebildet wird. Histidin ist besonders wichtig für Säuglinge, da ihr Körper es nicht ausreichend selbst herstellen kann. Bei Erwachsenen ist unklar, ob Histidin als essenziell gilt, obwohl der Körper es nur in begrenztem Maße selbst produzieren kann. Eine Zufuhr über die Nahrung bleibt daher wichtig.
Aminosäure | Abkürzung |
---|---|
Alanin | Ala |
Arginin | Arg |
Asparagin | Asn |
Asparaginsäure | Asp |
Cystein | Cys |
Glutamin | Gln |
Glutaminsäure | Glu |
Glycin | Gly |
Histidin | His |
Isoleucin | Ile |
Leucin | Leu |
Lysin | Lys |
Methionin | Met |
Phenylalanin | Phe |
Prolin | Pro |
Serin | Ser |
Threonin | Thr |
Tryptophan | Trp |
Tyrosin | Tyr |
Valin | Val |
Histamin: Vom Aminosäurebaustein zum Botenstoff
Die Aminosäure Histidin ist der Ausgangsstoff für die Bildung von Histamin. Dieses biogene Amin ist im Körper an vielen Prozessen beteiligt. Es kommt in unserem Körper in verschiedenen Geweben und Zellen vor und spielt eine zentrale Rolle bei vielen biologischen Reaktionen, wie etwa der Entzündungsreaktion, der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus, der Verdauung und der Immunantwort. Dabei spielen die Histaminrezeptoren eine wichtige Rolle.
Histaminrezeptoren
Histaminrezeptoren sind spezielle Proteine, die auf die Wirkung von Histamin reagieren und dadurch verschiedene physiologische Prozesse im Körper regulieren. Es gibt vier Haupttypen von Histaminrezeptoren, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben und auf verschiedene Weise im Körper wirken:
Rezeptor | Funktionen | Beispiele für Wirkung |
---|---|---|
H1 | Allergie Typ I, Entzündung, Juckreiz, Übelkeit | Heuschnupfen, Asthma, Schwellungen |
H2 | Magensäureproduktion, Herzfrequenz Steigerung | Sodbrennen |
H3 | Neurotransmitter-Regulation | Schlaf-Wach-Rhythmus, Hungergefühl |
H4 | Immunregulation, Entzündungen | Allergien, Asthma, Autoimmunerkrankungen |
Weitere biogene Amine
Neben Histamin gibt es noch andere biogene Amine, wie Tyramin, das aus der Aminosäure Tyrosin gebildet wird. Tyramin wirkt entzündungshemmend und beeinflusst den Stoffwechsel. Es hat jedoch auch eine aktivierende Wirkung auf das sympathische Nervensystem, indem es Neurotransmitter wie Noradrenalin und Dopamin freisetzt. Diese Substanzen erhöhen den Blutdruck, steigern die Herzfrequenz und mobilisieren Energiereserven, was zu einer Art „Stressantwort“ im Körper führt.
Putreszin und Kadaverin entstehen vor allem durch bakteriellen Abbau und sind besonders bekannt für ihren unangenehmen Geruch. Putreszin entsteht aus der Aminosäure Ornithin, während Kadaverin aus der Aminosäure Lysin gebildet wird. Diese Substanzen kommen in fermentierten Lebensmitteln wie Käse, Fleisch oder Fisch in höheren Konzentrationen vor. In geringen Mengen sind sie jedoch Teil des normalen Zellstoffwechsels im Körper und können für den Zellwachstumsprozess von Bedeutung sein.
Wenn du empfindlich auf Histamin (inkl. andere biogene Amine) reagierst, können diese Lebensmittel Symptome einer Histaminintoleranz auslösen. Bei Histaminintoleranz ist der Körper nicht in der Lage, Histamin richtig abzubauen, was zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hautrötungen oder Verdauungsproblemen führen kann.
Quellen
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