Letzte Aktualisierung am 14. Juli 2019 von Dr. Michael Zechmann-Khreis
Die Symptome der Histaminintoleranz sind vielfältig. Auch die Behandlung ist abhängig von einigen Faktoren. Im Folgenden wollen wir uns diese beiden Themen anschauen und klären, ob man Histaminintoleranz heilen kann.
Symptome der Histaminunverträglichkeit
Die Symptome der Histaminintoleranz sind sehr vielfältig (siehe unten) und teilweise schwer von den Symptomen anderer Krankheiten zu unterscheiden. Vor allem Allergie-Symptome ähneln denen der Histaminintoleranz. Die Symptome machen sich meist einige Minuten bis wenige Stunden nach dem Konsum histaminreicher bzw. histaminfreisetzender oder das Enzym DAO blockierender Nahrungsmittel bemerkbar. Nach einer Studie an 141 Betroffenen, treten bei 41% der Betroffenen die Symptome bereits wenige Minuten, bei 47% wenige Stunden nach dem Verzehr der entsprechenden Nahrungsmittel auf. Nur etwa 12% berichten von Symptomen an darauffolgenden Tagen.
Die Schwierigkeit in der Diagnostik der Histaminunverträglichkeit ist die Vielfältigkeit der Symptome. Es gibt gewisse Symptomgruppen: Herz-Kreislaufsystem, Haut / Schleimhäute und Verdauung. Oft treten mehrere Symptome einer dieser Kategorien gehäuft auf. Oft treten einige Symptome gemeinsam auf, es können sich aber auch nur einzelne Symptome bemerkbar machen. Dies ist individuell unterschiedlich und auch abhängig von den Nahrungsmitteln oder zusätzlichen Intoleranzen!
Bei der Histaminintoleranz können mehrere Bereiche betroffen sein:
- Herz-Kreislauf-System
- Haut
- Gastrointestinaltrakt (Verdauungstrakt)
- Genitaltrakt*
*Die Symptomgruppe „Genitaltrakt“ konnte in unserer Umfrage nicht bestätigt werden, da keine einzige der Befragten diese Symptomgruppe erwähnte. Jarisch beschreibt in seinem Buch, dass ein Zusammenhang zwischen krampfartigen Regelschmerzen und Histamin-Intoleranz plausibel sein könnte.
In unserer Studie mit 141 Teilnehmern, haben wir folgende Verteilung von Symptomen gefunden: Am häufigsten waren Kopfschmerzen (38%) und Flush (36%; Hautrötungen im Gesichts- und Halsbereich), gefolgt von Bauchschmerzen (31%), Durchfall (26%), Nasenrinnen bzw. Nasenschleimhautschwellung (19%). Blähungen und Übelkeit verzeichneten wir jeweils mit etwa 17%, gefolgt von Herzrasen mit nur noch etwa 12%. Weniger oft, aber immer noch in mehr als 5% der Fälle, kommen Ausschlag, juckende Haut, Müdigkeit, Schwindel und Kreislaufprobleme vor.
Die häufigsten Symptome der verschiedenen Symptomgruppen sind:
Herz-Kreislauf-System / ZNS
- Kopfschmerz (bis hin zu Migräne)
- Herzrasen
- Schwindel
- Müdigkeit
- Kreislaufprobleme
Haut
- Flush (rot werden im Hals- und Gesichtsbereich)
- Ausschlag
- Juckreiz
- Quaddeln und Schwellungen
Verdauungstrakt
- Übelkeit
- Bauchschmerzen (auch krampfhaft)
- Blähungen
- Durchfall
Bei der Histaminintoleranz wird generell davor gewarnt, dass es in sehr seltenen Fällen zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen könnte. Bisher wurde jedoch kein solcher Fall dokumentiert!
Folgende Symptome werden von einigen Betroffenen zusätzlich berichtet:
- Nesselsucht (Urtikaria)
- Probleme beim Wasserlassen
- Schweißausbrüche
- Kribbeln in Fingern, Beinen
- Muskel/Gelenksschmerzen
- Schlafstörungen
- Asthma/Atemnot
- Niesen
- Augenjucken
- Sodbrennen
- Sehstörungen
- Hitzewallungen
- Niesanfälle
- Tinnitus, Ohrensausen
- Zahn- und Kieferschmerzen
- raue, pelzige Zunge
- Mundaphten oder sonstige Entzündungen im Mund
- verstärkte Akne
- Antriebslosigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Stimmungsschwankungen/Weinerlichkeit/Aggressivität
- erhöhte Temperatur bzw. grippeartiges Gefühl
- Erbrechen
- …
Behandlung der Histaminintoleranz
Kann man Histaminintoleranz heilen? Diese Frage beschäftigt viele Betroffene. Leider ist die Antwort hier nicht einfach.
Das beste ist, wenn man eine biogenarme Diät einhält, also nur frische Produkte konsumiert und auf verarbeitete Lebensmittel oder lange gelagerte Lebensmittel verzichtet.
Das heißt in etwa:
- Verzicht auf lang gereiften Käse (Hartkäse). Stattdessen Frischkäse, Butterkäse, Hüttenkäse verwenden
- Verzicht auf Alkohol und fermentierte Getränke
- Verzicht auf rohe Wurstprodukte wie zum Beispiel Salami. Stattdessen eher Kochschinken
- Verzicht auf Fischerzeugnisse. Stattdessen fangfrischer Fisch (weißer Fisch besser als roter Fisch)
- Verzicht auf Tomaten, Erbeeren, Papaya, Sauerkraut und Zitrusfrüchte. Stattdessen anderes Frischobst verwenden
- Verzicht auf Schokolade
- Verzicht auf Nüsse
- Verzicht auf Hefeextrakte
- Verzicht auf Sojasaucen und fermentiere Sojaprodukte
- Verzicht auf schwarzen und grünen Tee
- Verzicht auf Energydrinks, Kaffee
Eine genaue Absprache mit dem behandelnden Arzt und eine diätologische Begleitung ist sehr wichtig! Wenn man eine Karenzphase einhält und dann in der Dauerernährung gut auf seinen Körper hört, sich ausgewogen ernährt und weitere Faktoren wie Stress oder andere Intoleranzen im Griff hat, so kann sich die Histaminintoleranz tatsächlich verbessern oder sogar ausheilen. Vor allem, wenn man eine temporäre Form hat, ist also die Heilung der Histaminintoleanz sehr wohl möglich. Leider kann man das aber nicht erzwingen oder im Vorhinein wissen.
Antihistamin
Durch die Gabe von Antihistaminika können die Symptome gemildert werden. Du solltest auf jeden Fall mit Deinem Arzt Rücksprache halten und im Bedarfsfall ein Notfallset bei Dir haben! Dein Arzt berät dich diesbezüglich.
Vitamin C
- begünstigt Histaminabbau
- Substitution sinnvoll – individuell testen
Vitamin B6
- wichtig für Synthese der DAO
- Substitution nur sinnvoll bei nachgewiesenem Mangel
Nahrungsergänzungsmittel bei Histaminintoleranz
Zur Behandlung bei Histaminintoleranz gibt es Enzympräparate, die das fehlende Enzym DAO beinhalten. Direkt vor einer histaminreichen Mahlzeit nimmt man 1-2 Tabletten ein. Je nach individueller Verträglichkeit und unter Beachtung von z.B. Histaminliberatoren oder DAO-blockierenden Nahrungsmitteln oder Medikamenten wirkt diese Präparate bei den meisten Menschen sehr gut. Solche Enzymprodukte sollten als Plan-B für den Urlaub oder eine Essenseinladung gesehen werden und werden nicht zur Dauermedikation empfohlen.
Merke: DAOSiN nimmt man unmittelbar vor einer histaminreichen Mahlzeit ein!
Wie funktionieren DAO-Präparate
Die in z.B. dem Produkt DAOSiN enthaltene Diaminoxidase (DAO) entspricht dem körpereigenen Enzym, das für den Histaminabbau zuständig ist. „Durch den Verzehr der DAOSiN-Kapseln vor dem Essen, wird die DAO-Menge im Dünndarm und somit die Bereitschaft zum Histaminabbau erhöht. So erleichtert DAOSiN die Verarbeitung des reizauslösenden Histamins aus Lebensmittel im Verdauungstrakt auf natürliche Weise. Das Auftreten der […] Beschwerden kann bei vorhandener Histamin-Intoleranz durch DAOSiN verhindert werden – Sie können sich unbeschwerter ernähren und Ihr Essen genießen.“ (Zitat von Herstellerwebseite)
Quellen u.a.:
1) Jarisch, R. „Histaminunverträglichkeit“, Thieme Verlag TB 2. Auflage
2) Buchart, K. „Gut leben mit Nahrungsmittelallergien“, Löwenzahn Verlag, 2008
3) Komericki P, Klein G, Raider N, et.al. „Histamine intolerance: lack of reproducibility of single symptoms by oral provocation with histamine; A randomised, double-blind, placebo-controlled cross-over study„, Wiener klinische Wochenschr., 2011, 123: 15-20
4) Zechmann, M. „Weinkonsum und Histaminintoleranz“, Studie am NMI-Portal, Gesellschaft für Öffentliche Gesundheit, 2012;
5) Schmutz Helmut (Autor); Abbot, G.; Lieners C.; Mayer, I.; et.al; „Nahrungsmittelunverträglichkeit (Histamin Intoleranz)“, Sachbuch, Wien 2006
6) Jarisch, R. „Nahrungsmittel-Intoleranz“, medmix 4/2008, pp 49-52
7) Maintz, L; Bieber, T; Novak, N; „Histamine Intolerance in Clinical Practice„, Dtsch Arztebl 2006; 103(51-52): A-3477