Als ich mein erstes Buch geschrieben habe (das gibt es mittlerweile in der 6. Auflage), musste ich einen Verlag suchen, um es zu publizieren. Begriffe wie Selbstverlag oder Print-on-Demand gab es damals noch nicht. Der Nachteil war, dass es ein großer Aufwand war, Manuskripte zu schreiben, sie dann an Verlage zu senden und möglicherweise eine Absage zu bekommen. Der Vorteil für die Leser*innen war, dass ein Verlag Interesse daran hat, qualitativ hochwertige Bücher zu vertreiben. Ein Verlag prüft ein Manuskript, klärt ganz genau ab, ob der Autor / die Autorin qualifiziert ist, ein Koch- oder Sachbuch zu schreiben. Und für den Autor / die Autorin ist es von Vorteil, dass ein Verlag für das nötige Marketing sorgt.
Ich hatte damals Glück und schon bald sagte ein Verlag für mein Buch über Laktose-, Histamin- und Fruktoseintoleranz zu. Die Freude war groß und die erste Auflage nach einem halben Jahr ausverkauft. Viel Geld machte ich damit nicht, denn wenn man pro Buch ca. 1-2 Euro bekommt, kann man sich vorstellen, wieviel man mit einer Auflage von 1000 Büchern verdient. Vor Steuern.
Das böse Amazon
Doch dann kam Amazon und das Self-Publishing. Verlage brauchte es nicht mehr, weil Marketing obsolet wurde – man verkaufte sowieso nur noch auf Amazon – und man mehr Gewinn erzielen konnte, wenn man das Buch über Print-on-Demand vertrieb. Print-on-Demand heißt, es werden nicht 1000 Bücher der ersten Auflage gedruckt, sondern gar keine Bücher. Erst, wenn eine Bestellung hereinkommt, wird ein einzelnes Buch gedruckt. So lässt sich für den Autor / die Autorin eine Gewinnsteigerung pro verkauftem Buch von ca. 700% generieren. Den Nachteil haben da, neben den nicht mehr notwendigen Verlagen, auch die Leser*innen. Denn die Kontrolle, ob ein Buch qualitativ hochwertige Inhalte hat, fiel plötzlich weg. Amazon verlegt im Selbstverlag alles. Sie können auch 300 Seiten beliebiger Zeichenkombinationen verkaufen. Völlig egal. Das einzig verbleibende Korrektiv waren und sind die Rezensionen. Denn die Leser*innen bemerken schnell, ob ein Buch gut oder schlecht ist. So möchte man meinen…
Gekaufte Rezensionen steigern den Verkauf
Denn es kam anders. Dabei muss man zwei Dinge genauer betrachten. Erstens gibt es immer Neider und Menschen, die etwas auszusetzen haben. Egal was man macht, irgendwer findet es immer schlecht. Und wenn genau der oder die dann eine negative Rezension schreibt, dann hat der Autor / die Autorin den Salat. Denn eine einzige schlechte Rezension auf Amazon vermiest das Geschäft. Ich habe das selbst auch schon erlebt. Wenn nach 20 5-Stern-Rezensionen eine einzige 1-Stern-Rezension kommt, so brechen die Verkäufe um 90% ein. Das einzige das da hilft sind 60 oder noch mehr 5-Stern-Rezensionen. Doch so schnell bekommt man die nicht. Vor allem nicht, wenn man eine einzige schlechte Rezension dabei hat.
Und da kommen wir zum zweiten Aspekt: Gekauft Rezensionen. Denn bald blühte bzw. blüht das Geschäft mit gekauften Rezensionen. Diese sind über Plattformen wie Lutendo und ähnliche zu erwerben. Meisten sitzen diese Firmen nicht in der EU sondern z.B. in Weißrussland, Georgien oder anderen weit entfernten Staaten. Die Rezensionen sind dort schon recht günstig zu haben. Und es zahlt sich aus, denn ein Buch mit 120 guten Rezensionen ist schnell ein Beststeller auf Amazon. Egal, wie gut der Inhalt ist. Und die paar ehrlichen schlechten Rezensionen fallen nicht mehr ins Gewicht.
Ein gutes Geschäft für Abzocker
Aktuell gibt es einige solcher Fälle. Es gibt mittlerweile sogar einen „Verlag“, der sich genau darauf spezialisiert hat. Fast monatlich werden dann von einem oder zwei Autor*innen Kochbücher über Intoleranzen publiziert. Ich habe einige davon gekauft. Sie sind grauenhaft. Nach nur wenigen Wochen haben diese dann schon 60 oder mehr 5-Stern-Rezensionen. Wenn ich denke, wie lange ich benötige, um ein neues Buch zu schreiben, dafür zu recherchieren, die Rezepte zu entwickeln, diese zu kochen, zu testen, zu verbessern, so ziehe ich den Hut vor Menschen, die in vier Monaten zehn Bücher publizieren. Ein Schelm, wer da böses denkt.
Versteht mich nicht falsch, Print-on-Demand ist mittlerweile zur Normalität geworden. Verlage, auch mein MZK Verlag, setzen darauf. Was aber nie fehlen darf ist die Kontrolle. Sonst werden wir mit Büchern überschwemmt die gerade uns Intoleranz-Betroffenen Bauchweh bereiten, die falsche Informationen verbreiten und so zu Leid und Krankheit beitragen, statt diese zu lindern. Und wenn dann mit unlauteren Mitteln wie gekauften Rezensionen Marketing betrieben wird, so sind die Leser*innen die Leidtragenden. Denn sie werden getäuscht und kaufen statt eines guten Buches mit einer schlechten und 15 guten Rezensionen, ein fälschlicherweise hoch gelobtes Buch mit 100 gekauften positiven und 5 echten negativen Rezensionen, in dem teilweise völliger Quatsch steht.
Tipps für den Bücherkauf
Insofern achtet doch beim Kauf bitte darauf, ob die vielen positiven Rezensionen zu schnell auftauchen, wie viele Bücher die Autor*innen so innerhalb kurzer Zeit schreiben, ob die Rezensent*innen vielleicht alle immer wieder dieselben Bücher rezensieren? Das ist nämlich schon sehr auffallend, wenn man mal ein paar der Rezensent*innen genauer anschaut. Und schreckt euch nicht vor ein oder zwei schlechten Rezensionen. Die gibt es immer. Meist erkennt man an den dort formulierten Argumenten schnell, ob der Schreiber / die Schreiberin einfach nur meckern will, oder eine ernst zu nehmende Kritik schreibt.
Ich werde weiterhin mindestens ein halbes Jahr an einem Buch arbeiten, hohe Qualität abliefern und keine Rezensionen kaufen. Und wenn jemand meckert, so muss ich damit leben und hoffen, dass am Ende die Qualität siegt.